Warum sind manche Menschen glücklicher als andere? Wieso scheinen einige schwierige Lebensumstände gut zu bewältigen, während andere in Krisen untergehen?
Das gelingende Leben:
Die “Positive Psychologie” befasst sich mit der Wissenschaft des gelingenden Lebens. Sie fragt: „Was macht das Leben lebenswert?“
Diese neue Perspektive bringt einen Paradigmenwechsel mit sich und ergänzt die klinische und klassische Psychologie um einen entscheidenden Aspekt: die Suche nach Wohlbefinden und persönlicher Entwicklung.
Die Positive Psychologie entsteht:
Begründet wurde die “Positive Psychologie”, wie wir sie heute verstehen, schließlich durch Martin Seligman. Er war 1998 Präsident der amerikanischen Psychologen Vereinigung (APA) und sprach sich in seiner Antrittsrede für die positive Psychologie aus. Obwohl er selbst viel zu Depressionen geforscht hatte (und unter anderem das Konzept der “erlernten Hilflosigkeit” entwickelte), war er der festen Überzeugung, die Psychologie sollte nicht nur dazu dienen, die Menschen zu “reparieren”. Die Menschen sollen “aufblühen” (to flourish).
Aufblühen und persönliches Wachstum:
Im Sinne des bekannten Zitats von Goethe “Werde der, der du bist”, geht die positive Psychologie davon aus, dass wir alle ein Potential in uns tragen und dieses bei guter Pflege ähnlich einer Blume erblühen wird oder ohne diese Pflege verkümmert. Martin Seligman schrieb dazu 2012 sein bekanntes Buch: “Flourish. Wie Menschen aufblühen.”
Die Balance zwischen Wohlfühlen und seine Werte leben finden:
Es geht dabei natürlich auch darum, das Leben zu genießen – aber nicht nur.
Die positive Psychologie unterscheidet zwischen:
– Wohlfühlglück (das angenehme Leben, Hedonismus) und
– Werteglück (das erfüllte Leben, Eudaimonia), das wir durch das Verfolgen und erreichen langfristiger Ziele erfahren.
Beides ist wichtig für unsere psychische Gesundheit.
Abwechslung schaffen und sich in Wertschätzung üben!
Eine Falle des Wohlfühlglücks ist die sogenannte “hedonistische Tretmühle”: Wir alle kennen das Phänomen: Unser Urlaubshotel ist toll, das Buffet großartig und die neue Umgebung fantastisch. Die ersten Tage schweben wir auf Wolke 7. Doch dann nehmen unsere positiven Emotionen ab. Es kommt zu einer Gewöhnung (Habituation). Nach zwei Wochen freuen wir uns schließlich wieder auf zu Hause. Auch wenn unsere eigenen Erwartungen steigen, weil wir beispielsweise immer im 5-Sterne-Hotel buchen, benötigen wir immer mehr, um das gleiche Maß an Zufriedenheit zu erfahren als beim ersten Mal. Abwechslung und Wertschätzung können helfen, unsere positiven Emotionen länger aufrechtzuerhalten.
Fazit:
Die Positive Psychologie ist mehr als eine bloße Glücksforschung – sie gibt uns konkrete Werkzeuge an die Hand, um ein erfülltes und widerstandsfähiges Leben zu gestalten. Sie zeigt, dass Glück nicht nur aus kurzfristigen Vergnügen und Erfolgserlebnissen besteht, sondern auch durch Sinn, Engagement und gelingende Beziehungen entsteht. Unsere Sichtweise auf das Leben hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden und persönliches Wachstum.
Vielleicht lohnt es sich also, hin und wieder innezuhalten und zu fragen: „Was lässt mich wirklich aufblühen?“
Literaturempfehlung:
“Flourish – Wie Menschen aufblühen” von Martin Seligman
“Positive Psychologie: Ein Handbuch für die Praxis” von Daniela Blickhan
